KIMISS-Studie 2012




A Zusammenfassung
Mittels der KiMiss-Studie 2012 wurden Daten zur Lebenssituation von Tren- nungs- und Scheidungskindern in Deutschland aus der Sicht von Elternteilen erhoben, die getrennt von ihren Kindern leben und weniger Kontakt zu diesen haben, als sie sich wünschen. Im Befragungszeitraum 08.01.2012 bis 07.05.2012 wurden Fragebögen für 1426 Kinder ausgefüllt. Die Studie widmet sich insbesondere der Untersuchung von Strategien, die eine Entfremdung des Kindes vom anderen Elternteil zur Folge haben.
In 80% der Fälle geben Elternteile an, dass ihnen jede Form einer fairen und gleichberechtigten Verteilung der Elternrollen verweigert werde. Vorenthal- tung relevanter Informationen über das Kind, Unterbindung des Kontakts zum Kind und Behinderung von Umgangsregelungen treten in über 70% der Fälle auf. Viele dieser Probleme lassen sich auf eine monopolisierte Sorgerechtsre- gelung zurückführen, wenn einer der Elternteile darüber verfügen kann, ob und in welchem Umfang der andere Elternteil sich um ein gemeinsames Kind kümmern oder Kontakt zu ihm pflegen kann.
75% der Befragten sehen ihr Kind in der geschilderten Trennungs- oder Schei- dungssituation einer Form von Kindesmissbrauch oder -misshandlung durch den anderen Elternteil ausgesetzt, 49% verwenden diese Begriffe auch in ihrer direkten Form. Etwa 20% der Befragten geben an, dass das Kind infolge der Trennungs- und Scheidungssituation vollständig von ihnen entfremdet sei, oder keinen Kontakt mehr mit ihnen habe oder wolle.
Unter den als kritisch geführten Faktoren wird in fast jedem zweiten Fall ge- nannt, dass der andere Elternteil als Kind in einem Zuhause aufgewachsen sei, in dem er körperlich und/oder emotional missbraucht worden sei. Die Verer- bung elterlichen Missbrauchsverhaltens muss sich demnach nicht auf sexuel- len Missbrauch beschränken, sondern könnte in vergleichbarer Weise auch auf andere psychologische oder emotionale Missbrauchsformen zutreffen.
Die Ergebnisse deuten auf systematische Probleme im familiengerichtlichen Bereich hin. Täuschung von Gerichten, Falschbeschuldigungen und Beeinflus- sung von Verfahren und Verfahrensbeteiligten werden in fast jedem zweiten Fall genannt. Eine Kommerzialisierung des familienrechtlichen Systems durch Rechtsanwälte und Sachverständige wird kritisiert. Betroffene berichten von Willkür und Inkompetenz von Behörden, oder dass sie psychisch oder finanzi- ell zerstört und um einen der wichtigsten Bestandteile ihres Lebens beraubt worden seien.
Die Studienergebnisse verlangen, die Begriffe Kindeswohl, Kindeswohlgefähr- dung, Kindesmissbrauch und Kindesmisshandlung zu definieren. Insbesondere erscheint die Klärung der Frage notwendig, in welchem Ausmaß die beste- hende Rechtslage oder Rechtspraxis einen Sorgerechtsmissbrauch erlaubt, der im Grunde einem Missbrauch oder einer Misshandlung des anderen Eltern- teils gleichkommt und in seiner Relevanz für das Kind und dessen psychosozia- le Entwicklung beurteilt werden müsste.
Studie und Zielgruppe
Sorgerechts- problematik
Missbrauch, Misshandlung Entfremdung
Vererbbarkeit von Missbrauchs- verhalten
Gerichte und Ver- fahrensbeteiligte
Handlungsbedarf


Institut: Eberhard Karls Universität Tübingen, Medizinische Fakultät Gesamtstudie: KIMISS-Studie 2012

Zuletzt geändert am 19.05.2015 um 03:14

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