Mann kassiert 15.000 Euro Entschädigung wegen säumiger Gerichtsentscheidung




Mutter ließ Sohn nicht zum Vater
Mann kassiert 15.000 Euro Entschädigung wegen säumiger Gerichtsentscheidung
15.01.2015, 14:51 Uhr | dpa, AFP
Mann kassiert 15.000 Euro Entschädigung wegen säumiger Gerichtsentscheidung. Wegen eines überlangen Gerichtsverfahrens erhält ein Vater eine Entschädigung von 15.000 Euro. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images)
Wegen eines überlangen Gerichtsverfahrens erhält ein Vater eine Entschädigung von 15.000 Euro. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images)

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat einem deutschen Vater Recht gegeben, der sich seit über elf Jahren vergeblich um regelmäßigen Umgang mit seinem Sohn bemüht. Zugleich wiesen die Straßburger Richter die Bundesregierung an, dem 52-Jährigen aus Heidelberg 15.000 Euro Schmerzensgeld zu zahlen.

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Die Mutter hatte dem Mann kurz nach der Geburt im Jahre 2003 jeglichen Kontakt mit dem Sohn untersagt. Der Vater zog vor Gericht und erwirkte vier Jahre später einen Bescheid, der ihm wöchentliche Treffen während einiger Stunden mit seinem Kind zugestand. 2010 reduzierte ein Berufungsgericht in Frankfurt am Main das Umgangsrecht auf ein Treffen alle zwei Wochen.

Mutter verhindert Treffen zwischen Vater und Sohn

Tatsächlich konnte der Mann seinen Sohn aber nur sehr selten sehen, weil die Mutter sich widersetzte. Die Frau wurde schließlich zu 300 Euro Geldbuße verurteilt, weil sie sechs geplante Treffen verhindert hatte.

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Zwischenergebnis
Diese Strafe rügte der Straßburger Gerichtshof als "eher niedrig", zumal in solchen Fällen in Deutschland Geldstrafen von bis zu 25.000 Euro pro vereiteltem Treffen möglich seien. Es sei zu "bezweifeln", dass eine Geldbuße von nur 300 Euro geeignet war, Wirkung auf die Mutter auszuüben.

Folgen für Deutschlands Gerichte

Im Februar 2011 wurde das Umgangsrecht des Vaters durch einen erneuten Richterspruch schließlich bis Oktober dieses Jahres ganz ausgesetzt - mit der Begründung, Treffen gegen den Willen des Sohnes würden das "Kindeswohl" verletzen. Deutschland habe nicht dafür gesorgt, dass der Vater sein Umgangsrecht ausüben konnte, urteilte das Straßburger Gericht. Die Prozeduren seien übermäßig lange gewesen und der Mann habe keine Möglichkeit gehabt, die Verfahren zu beschleunigen. Damit sei gegen seine auf Schutz des Privatlebens und auf wirksame Rechtsmittel verstoßen worden.

Das Urteil wurde von einer kleinen Kammer gefällt und ist noch nicht rechtskräftig. Beiden Parteien können dagegen binnen drei Monaten Rechtsmittel einlegen. Der Gerichtshof kann den Fall dann zur Überprüfung an die 17 Richter der Großen Kammer verweisen - er muss dies aber nicht tun.

Der Gerichtshof für Menschenrechte hatte bereits in mehreren früheren Urteilen ledigen oder geschiedenen Vätern Recht gegeben, die sich von der deutschen Justiz benachteiligt sahen. Als Folge dieses Urteils sollte Deutschland Klägern Möglichkeiten einräumen, um Verfahren in Umgangsangelegenheiten zu beschleunigen. Allerdings kann gegen diese Entscheidung Berufung beantragt werden. Diese kann der annehmen, aber auch zurückweisen.


Zeitung: T-online

Zuletzt geändert am 19.05.2015 um 02:18

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